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Zentrum für Hochschulbildung
Schreibwerkstatt

Arbeitshilfen

Hier finden Sie verschiedene Materialien und Hinweise, die beim Schreiben akademischer Texte hilfreich sein können. Diese sind sprachübergreifend einsetzbar. Die Seite wird kontinuierlich um weitere Arbeitshilfen ergänzt.

© TarasMalyarevich​/​Shotshop.com

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Arbeitshilfen als FAQs

Allgemeines

Klassisch-problematisch sind Aussagen, die Sie nicht differenziert behandeln, sondern lediglich aufzählen, die Sie nicht hinterfragen, sondern als Dogma betrachten, die Sie auf der Ebene von Beschreibungen veröden lassen und die Sie nicht durch Quellenangaben oder logische Herleitung belegen (vgl. Kornmeier, Wissenschaftliches Arbeiten leicht gemacht, 2008:44).

Weitere Monita: programmatische Rechtschreib- und Grammatikfehler, Tautologien, Lücken in der Erklärung, unkommentierte Zitate, Plagiate, fehlender roter Faden.

Auf der Inhaltsebene: Relevanz, Anschlussfähigkeit, methodischer Ansatz, theoretisches Fundament, differenzierte Forschungsfrage, Literatur (Qualität und Quantität), roter Faden, Objektivität, schlüssige Argumentation, kritische Würdigung des eigenen Forschungsansatzes.

Auf der Stilebene: allgemeiner Wortschatz, Wortwahl, Fachtermini, Satzbau, Tempus, Sprachästhetik, Anschaulichkeit, Verständlichkeit, Sprachfluss

Auf der Formebene: Sorgfalt in Layout, Rechtschreibung und Grammatik, Konsistenz, Quellenverzeichnis, (bei Druckwerk) Verarbeitung, Gesamteindruck

(siehe auch Was gilt es in einer wissenschaftlichen Arbeit klassisch zu vermeiden? und  vgl. Kornmeier, Wissenschaftliches Arbeiten leicht gemacht, 2008)

Präzise müsste man hier sagen: „Wenn schon jemand anderes meine Fragestellung bearbeitet hat“ (siehe auch Unterschied Thema, Titel, Fragestellung).  Sie mögen in diesem Fall die Fragestellung noch einmal bearbeiten; denn vielleicht kommen Sie auf ein anderes Ergebnis und können damit zeigen, dass sich die Resultate früherer Untersuchungen im Laufe der Zeit gewandelt haben oder Sie wählen eine weitere Perspektive und stellen Ihre Arbeit auf ein anderes theoretisches Fundament (vgl. Kornmeier, Wissenschaftliches Arbeiten leicht gemacht, 2008:44).

Korrektorat bezieht sich auf Rechtschreibung, Grammatik und auch Stilistik, während das Lektorat auf Inhaltliches fokussiert. Umgangssprachlich wird „Lektorat“ oft anstelle von „Korrektorat“ verwendet. Ein Lektorat im engeren Sinne kann Plagiatsprobleme mit sich bringen. Ob Korrektorat oder Lektorat: In letzter Instanz sind immer Sie für das verantwortlich, was Sie schließlich abgeben.

Schreibumgebung

So, dass Sie rückenfreundlich sitzen können und ausreichend Licht haben. Ob Sie Ihren Arbeitsplatz schlicht halten oder dekorieren, ob Sie bei Geräuschen (siehe Was ist konzentrationsfördernd?) arbeiten oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. Vielleicht mögen Sie ausprobieren, sich von Tag zu Tag an einen anderen Ort zu setzen; denn eine Änderung der Umgebung fördert den Gedankenfluss. Allein der Austausch des Desktophintergrunds kann schon diesen Effekt haben.

Schreibprozess

Indem Sie einfach anfangen. Das ist sicher leichter gesagt, als getan. Hilfreich ist daher folgende Übung: Stellen Sie Ihren Wecker auf fünf Minuten und schreiben Sie, ohne abzusetzen mit der Hand oder per Computer zu dem Thema, das für Sie ansteht. Grammatik, Stilistik und Orthographie spielen hier keine Rolle – ununterbrochenes Schreiben ist jetzt wichtig. Lesen Sie sich nach den fünf Minuten Ihren Text durch, nehmen Sie Korrekturen vor und unterstreichen Sie die Wörter, Wortgruppen oder Gedanken, die Ihnen besonders gut gefallen. Ordnen Sie das, was Sie unterstrichen haben, in einem Flussdiagramm. Formulieren Sie für das Diagramm einen Anfangs- und einen Schlussgedanken und machen Sie sich ggf. Notizen zu den einzelnen Stationen. Verwenden Sie nun dieses Diagramm und formulieren Sie einen ersten Text. Dieser ist die Grundlage für ein erstes Kapitel Ihrer wissenschaftlichen Arbeit (vgl. freies Schreiben, Textpfad, siehe dazu z.B. Scheuermann, Schreibdenken, 2016).

Diese Übung lässt sich beliebig variieren. Sie können sich beispielsweise auf das freie Schreiben beschränken, das Schreibintervall verlängern und zu einem Ritual Ihres Tagesstarts werden lassen. Besonders effektiv ist das freie Schreiben direkt nach dem Aufwachen (vgl. Cameron, Der Weg des Künstlers. 2011). Eine andere Möglichkeit besteht darin, eine Schreibstaffel durchzuführen, wobei man nach jedem Schreibintervall einen abschließenden Gedanken formuliert, der der Leitgedanke des nächsten Intervalls wird (vgl. Scheuermann, Schreibdenken, 2016) und siehe auch den Schreibprozess aufrechterhalten).

Hier hilft die Tomaten- oder Pomodoromethode. Arbeiten Sie beispielsweise fünfundzwanzig Minuten konzentriert an Ihrem Text und machen Sie dann fünf Minuten Pause. Schreiben Sie dann wieder zehn Minuten usw. Sie können sich die Schreibphase auch mit ASMR unterlegen (siehe hierzu Was ist konzentrationsfördernd?).

ASMR (Autonomous Sensory Median Response). Dazu gehören Geräusche wie Vogelzwitschern, das Plätschern eines Bachs, aber auch das Aufschäumen von Schwämmen, das Knistern mit Folie oder Genregeräusche wie das Einfahren von Zügen mit Verladen von Gepäck am Bahnhof.  Eigens für den Schreibprozess wurden die Pomodoro-Harry-Potter-Clips zusammengestellt (siehe Youtube).

Es gibt in der Wissenschaft kein Richtig und kein Falsch. Letztlich können Sie behaupten, was Sie wollen – Sie müssen es lediglich begründen können. Hieraus resultiert eine gute Planung und eine sinnvolle Verwaltung Ihres Wissens, um schlüssige und für Dritte nachvollziehbare Gedanken zu formulieren. Dazu gehört die differenzierte Behandlung Ihrer Aussagen, deren Diskussion, kritische Würdigung sowie deren Beleg (vgl. Kornmeier, Wissenschaftliches Arbeiten leicht gemacht, 2008:44).

Wenn Sie argumentieren, verbinden Sie einen Gedanken mit einem zweiten (vgl. Kruse, Kritisches Denken und Argumentieren, 2017). Auf der Makro-Ebene liefern Sie eine Behauptung, deren Begründung, geben ein Beispiel, formulieren ein Fazit, ggf. einen Appell. Sie stützen also Ihre Behauptung und machen Ihre Gedanken für Dritte nachvollziehbar und plausibel (siehe dazu teach Sam). Auf der Mikro-Ebene verwenden Sie Konnektoren wie „weil, indem“ und „aber“, um die Anschlussqualität von einem Gedanken an den nächsten zu modellieren.

Durchaus ja! Wichtig ist aber erst einmal, dass Sie regelmäßig schreiben und die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens bzw. Schreibens verinnerlicht haben. Oft lässt sich ein Stil nicht planen, sondern er geschieht. Das werden Sie sehen, wenn Sie Texte von sich wiederlesen und aktuelle mit älteren Texten vergleichen. Der Stil, also die mündliche und schriftliche Ausdrucksweise, schlägt sich beispielsweise im Wortschatz nieder, d.h. in seiner Reichhaltigkeit und/oder Ihrem Vermögen, innerhalb des akademischen Kontextes neue Wörter zu bilden. Der Stil zeigt sich u.a. auch im Satzbau und dessen Dosierung: ob Sie Topikalisierungen verwenden oder gut und sinnvoll mit langen und kurzen Satzkonstruktionen abwechseln können. Wichtig: Ein Stil ist letztlich immer ein Gesamteindruck.

Oft werden Sie auf dem Formular zur Prüfungsanmeldung aufgefordert, den genauen Wortlaut des „Themas“ anzugeben. Ein Thema ist jedoch nur eine globale Referenz auf den Bereich (der Domäne), innerhalb dessen Sie Ihre Fragestellung bearbeiten. Genau genommen fragt man Sie auf den Formularen nach dem Titel, also dem Namen Ihrer Arbeit. Dieser muss später genau so auf Ihrem Deckblatt erscheinen, wie Sie ihn dem Prüfungsamt angegeben haben. Eine Fragestellung erscheint entsprechend weder auf dem Anmeldeformular noch auf dem Deckblatt, sondern ist Teil Ihres Textkörpers bzw. Fließtextes.

Beispiel: Das Thema lautet Kokereigas, die Fragestellung: Wie lässt sich im Rahmen des Konkurrenzdrucks innerhalb der Montanindustrie aus Kokereigas energie-effizient Phenol herstellen?, der Titel: Montanindustrie, Kokereigas und seine Weiterverarbeitung – Ein Ansatz zur energie-effizienten Herstellung von Phenol.

Als besonders hilfreich hat sich folgender Dreischritt erwiesen (vgl. Griesshammer et al., Zukunftsmodell Schreibberatung (2019: 178-179)):

  1. Benennen Sie das Thema: Worüber schreibe ich? -> Ich untersuche Wattwürmer.
  2. Integrieren Sie den spezifischen Grund: Was genau will ich wissen? -> Ich untersuche Wattwürmer, weil ich herausfinden möchte, wie diese im Blut Sauerstoff binden.
  3. Definieren Sie das Untersuchungsziel: Warum will ich das wissen? -> Ich untersuche Wattwürmer, weil ich herausfinden möchte, wie diese im Blut Sauerstoff binden, um zu prüfen, ob sich eine Relevanz für den menschlichen Organismus ergibt.

Bringen Sie Punkt 3 in die Frageform: Ergibt sich aus der Art und Weise, wie Wattwürmer Sauerstoff im Blut binden, eine Relevanz für den menschlichen Organismus?

Formulieren Sie die Frage zu einer Aussage um: Ziel dieser Arbeit ist es, herauszufinden, ob bei Wattwürmern die Bindungsweise von Sauerstoff im Blut eine Relevanz für den menschlichen Organismus hat.

Aus dieser Zielstellung lassen sich auch Hypothesen ableiten.

In Ihrer Arbeit können Sie eine direkte oder indirekte Forschungsfrage formulieren. Gleichen Sie dies ggf. mit den Vorgaben Ihres Arbeitsbereiches ab.

Textoptimierung

Texte werden über die Felder der Information, Visualisierung, Navigation und Formulierung überarbeitet. Je nach Gewichtung dieser Felder gestaltet sich ein Text +/- umfangreich. Die Gewichtung wiederum hängt von den Vorgaben der Prüfungsordnung, dem Adressaten und der Intention der Arbeit ab.

Überarbeitungsfelder, ihre Reihenfolge und Leitfragen:

  1. Information: Welche Information integriere ich in meinen Text und wie ausführlich darf sie sein?
  2. Visualisierung: Sind Visualisierungen für meinen Text sinnvoll? Wenn ja, welche Form der Visualisierung ist angebracht?
  3. Navigation: Wie leite ich den Leser durch den Text? Sprachlich? Optisch?
  4. Formulierung: Wie gestalte ich den Satzbau, die Satzlänge? Wie wähle ich meine Worte?

Die Interaktion der Felder ähnelt einem Ökosystem: Die Entscheidung, die man innerhalb eines Feldes trifft, hat fast immer Auswirkungen auf die anderen Felder. Stellt man beispielsweise einen komplexen Prozess mit vielen Teilschritten dar, bedient man damit das Feld Information. Erweist sich der Prozess jedoch als zu komplex, um ihn lediglich in Worte zu fassen, kommt durch Darstellungen wie Flussdiagramme das Feld Visualisierung hinzu. Möglicherweise ergibt sich dadurch eine Schwerpunktverschiebung vom Feld Information zur Visualisierung hin, so dass im Fließtext nur noch eine kürzere Erläuterung notwendig ist. Auf diese Weise wird auch immer das Feld Formulierung angesprochen. Der Verweis auf eine Abbildung im Text repräsentiert das Feld Navigation.

Änderungen in den Feldern 1 bis 3 wirken sich stets auf das Feld 4 aus. Dieses wird naturnotwendig zuletzt bearbeitet.

Für die Überarbeitung von Individualleistungen gibt es zahlreiche Checklisten im Internet. Wenn diese abgearbeitet sind, empfiehlt es sich, den Text noch einmal komplett durchzulesen (s.a. Theuerkauf, Judith (2012): Schreiben im Ingenieurstudium. Paderborn: Schöningh, utb).

Essenzielle Regler für die Verständlichkeit eines Textes sind die -> Informationsauswahl und -> Informationsdichte.

Entscheidend für die Informationsauswahl ist die inhaltliche Zielsetzung bzw. Fragestellung (s.a. -> Wie entwickle ich eine Fragestellung?). Anhand dieser werden für das Ziel wesentliche Sachverhalte zur Darstellung im Text ausgewählt und alles gestrichen, was damit nichts zu tun hat.

Dabei sollten jedoch Verstehenslücken vermieden bzw. repariert werden. Eine Reparatur geschieht durch die Erhöhung der -> Informationsdichte, d.h. durch Verfüllung der Lücken mit Zusatzinformation. Oft reicht ein erklärender Satz aus, um von Information A zu Information B zu überbrücken. 

Texte werden in der Regel geschrieben, weil sie Information enthalten, die Lesende nicht haben. Welche Informationen das sind, lässt sich allerdings nur abschätzen. Es ist deshalb sinnvoll, den Dialog zu suchen mit Betreuer*innen, Kommiliton*innen und Fachfremden und immer wieder für den eigenen Text von der Autoren- in die Leserperspektive zu wechseln.

Nach der Entscheidung über die Informationsauswahl, gilt es, die Informationsdichte (s.a. -> Was versteht man unter Informationsdichte und wie lässt sich diese optimieren?) zu bestimmen.

Die Informationsdichte gibt an, wie viel Information pro Textlänge vorhanden ist. Sie hängt ab vom Vorwissen der Lesenden.

Informationsdichte erhöhen: Bei eigentlich Bekanntem, um Vollständigkeit zu erzielen oder aber Anknüpfungspunkte für eine Argumentation zu finden, wird das Zentrale in einem Satz zusammengefasst und ein Verweis auf weiterführende Quellen gegeben.

Informationsdichte senken: Bei inhaltlich Wesentlichem, komplexen Sachverhalten oder völlig neuen Informationen ist es erforderlich, sich im Text mehr Zeit zu nehmen, kleinstufiger zu werden und damit weniger Gehalt pro Satz zu präsentieren. Auf diese Weise erklärt man sich neue Sachverhalte auch erst einmal selbst.

Optimierungsbeispiel aus Theuerkauf, Judith (2012): Schreiben im Ingenieurstudium. Paderborn: Schöningh, utb.:

Satz mit hoher Informationsdichte:

Die Sachbilanz ist die Basis für die darauf aufbauenden Stufen Wirkungsabschätzung und Auswertung der Ökobilanz. Fehler in der Sachbilanzierung können in diesen Folgestufen der Ökobilanz nicht vorsätzlich kompensiert werden.

Kleinschrittigkeit mittels zusätzlicher Information, durch die wesentliche Begriffe erklärt werden, hier „Ökobilanz“:

 A. Die Ökobilanz ist eine Methode, mit der Umweltbelastungen eines Produktes systematisch erfasst werden können.

Nennung der „Folgestufen der Ökobilanz“:

B. Die Schritte der Ökobilanz bestehen in 1. Sachbilanz, 2. Wirkungsabschätzung, 3. Auswertung.

Auflösung der Formulierung „Folgestufen“:

C. Fehler in der Sachbilanz setzen sich über die nachfolgenden Schritte fort und können dort nicht mehr kompensiert werden.

Abschnitt mit reduzierter Informationsdichte (A+B+C):

Die Ökobilanz ist eine Methode, mit der Umweltbelastungen eines Produktes systematisch erfasst werden können. Die Schritte der Ökobilanz bestehen in 1. Sachbilanz, 2. Wirkungsabschätzung, 3. Auswertung. Fehler in der Sachbilanz setzen sich über die nachfolgenden Schritte fort und können dort nicht mehr kompensiert werden.